Ein Sponsor des SC 1920 Myhl versammelt die zweite Mannschaft der Kreisliga C, um das übliche Mannschaftsbild mit dem Trikot des Sponsors aufzunehmen. Das Bild entsteht, doch zudem entsteht ein Bild, auf dem er und sieben Spieler den Hitlergruß zeigen. Der Sponsor stellt das Bild ins Internet. Rasend schnell verbreitet sich das Foto, obwohl es nach wenigen Minuten wieder gelöscht wird.
„Wir haben uns der Thematik gestellt und schnell Konsequenzen gezogen“, sagt Marc Winkens, Vorsitzender des SC 1920 Myhl. Am Dienstagnachmittag sei er von einem Vorstandskollegen darüber informiert worden, dass beim Termin in der Lokalität des Sponsors nicht nur offizielle Fotos entstanden waren. Schon wenige Stunden später saß die Vereinsführung geschlossen zusammen — und beschloss den sofortigen Ausschluss aller sieben Spieler. „Auch wenn es möglicherweise ein Dumme-Jungen-Streich war. In unserer Zeit muss man sich Gedanken machen, wie man handelt“, sagt er und spricht auch die jüngsten Geschehnisse in Chemnitz an.Die Satzung des SC Myhl besage, dass Mitglieder sofort auszuschließen sind, wenn sie sich vereinsschädigend verhalten. „Und das Foto ist eindeutig, also mussten wir reagieren. Die Leute auf dem Foto tragen unser Wappen auf dem Trikot“, erklärt Winkens. Es sei eine „eindeutige“ Entscheidung des Vorstands. Der Vereinsvorsitzende hat keine Hinweise darauf, dass irgendeiner der abgebildeten Spieler Kontakte in die rechte Szene hat. Dafür sprächen auch einige Rückmeldungen aus dem Kreis der ausgeschlossenen Spieler, die sich sehr selbstkritisch gezeigt hätten. Generell habe der Verein mit seinen 300 Mitgliedern, der auch die bundesweite Aktion „Fußballvereine gegen Rechts“ unterstützt und noch nie Probleme mit Ausländerfeindlichkeit gehabt. „Das ist definitiv komplettes Neuland für uns“, erklärt Winkens. Die Spieler hätten von der Veröffentlichung des Fotos nichts gewusst, so der Sponsor der das Foto veröffentlicht hat.
KOMMENTAR von Jo Ecker, Gründer von FUSSBALLVEREINE GEGEN RECHTS
„Uns tut diese blöde, unüberlegte Aktion so was von leid“, „Wir haben das nicht gewollt“, „keiner von uns ist ein Nazi, im Gegenteil“, „Wir würden uns gerne bei allen entschuldigen, denen wir mit unserer Scheiß-Aktion Schaden zugefügt haben“, „Könnten wir die paar Sekunden Bull-Shit doch rückgängig machen“,
Dies sind die Aussagen von 7 Jugendlichen, die vergangene Woche auf einem Foto vor einer Dönerbude mit der Fußballmannschaft den Hitlergruß gezeigt haben und danach einem (berechigten?) Shitstorm ausgeliefert waren. Einer von ihnen bat unsere Initiative FUSSBALLVEREINE GEGEN RECHTS um Hilfe.
Wir sollen Menschen helfen, die einen Hitlergruß gezeigt haben? Warum gerade wir? Mit gemischten Gefühlen fuhr ich zum Heimatort der Jugendlichen hin, im Kofferraum ein Banner, das ich vorsorglich entworfen hatte.
Die Jungs, die mich dort erwarten, begrüßten mich und bedankten sich für mein Kommen. Alle haben mir in langen Gesprächen schnell glaubhaft gemacht, dass ich es hier nicht mit Menschen rechter Gesinnung zu tun hatte. Hier waren junge Menschen, die einen unüberlegten Fehler gemacht haben, der ihnen leid tut. Sie würden alles dafür geben, diese menschenverachtende Geste rückgängig zu machen. Ich zeigte ihnen mein Banner und schlug Ihnen vor, sich mit diesem fotografieren zu lassen. Alle waren sofort einverstanden damit.Wir appelieren an das Umfeld, die Jungs, einige mit Migrationshintergrund, die während des ganzen Gesprächs mir 100%ig glaubhaft gemacht haben, dass ich es hier nicht mit Jugendlichen aus der Rechten Szene zu tun habe, sondern mit demokratisch denkenden Menschen, die durch einen großen Fehler jetzt von Vielen an den Pranger gestellt werden.Viele Menschen mit menschenverachtenden Gedanken halten sich in unbehelligt in der Mitte unserer Gesellschaft auf, ohne dass man mit dem Finger auf die zeigt. Aber diese Jungs werden von vielen abgestempelt als Nazis.
Nach wie vor werde ich friedlich gegen alle kämpfen, die Rechtes Gedankengut verbreiten. Aber was soll ich bei den sieben Jungs bekämpfen? Dieses Gedankengut ist bei ihnen schlicht und einfach nicht vorhanden! Bis auf den einen großen Fehler, dies bestätigen auch Menschen aus ihrer direkten Nähe, ist keiner von ihnen bisher in diesem Thema aufgefallen. Als ich abends wieder nach Hause fuhr, hinterließ ich 7 Menschen, die ein bißchen erleichtert waren und die meine Freunde geworden sind! Der Verein weigert sich rigoros, die sieben Spieler wieder aufzunehmen, mehr noch, sie erteilten Sportplatzverbot!
Gebt Ihnen eine Chance! Eine Chance, die jeder verdient, der einen Fehler macht!